Pressemeldungen um die Arbeitszeitverkürzung bei voller Entgeltreduzierung bei der Telekom AG Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Arbeitsdirektor der Deutschen Telekom AG hat am 28.10.2003 über die Presse einen "Beschäftigungspakt Telekom" vorgeschlagen. Dessen Inhalte und die Reaktionen des FB 9 hierauf sind in den Medien stark verkürzt wiedergegeben worden. Zur Sachaufklärung beizutragen und Hintergrundinformation zu liefern, ist der Zweck dieses Rundschreibens. Zunächst zur Absichtserklärung der Telekom AG. Die Telekom hat einseitig einen Beschäftigungspakt öffentlich vorgeschlagen, ohne seine Inhalte zuvor mit ver.di abzustimmen. Voraussetzung für einen Beschäftigungspakt wären Tarifverhandlungen hierzu. Tarifverhandlungen führen wir nicht über die Presse, sondern am Verhandlungstisch. Gleichwohl muss sich ver.di mit dem Angebot für einen Beschäftigungspakt durch die Telekom auseinandersetzen, zumal der Vorschlag von Dr. Klinkhammer weit mehr Zumutungen für die Beschäftigten beinhaltet als die Wochenarbeitszeitverkürzung mit voller Entgeltreduzierung. Konkret fordert er: · Die Wochenarbeitszeit längerfristig und beschäftigungssichernd bei der T-Com und der Dachgesellschaft der DT AG abzusenken. Die Absenkung soll mindestens 10 % betragen und mit voller Entgeltreduzierung stattfinden. · Eine moderate Lohnrunde 2004.. · Die deutliche Absenkung der Ausbildungsquoten. · Die Absenkung der Entgelte bei einer "besonderen Konditionengestaltung" für die ratiobetroffenen Beschäftigten in der Vivento. . · Die Anstellungsbedingungen, insbesondere die Entgelte, für die Übernahme der Nachwuchskräfte sollen verschlechtert und die Ausbildungsvergütungen gesenkt werden. In einer ersten Stellungnahme hat der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Franz Treml ohne Kenntnis der Details der Telekom-Stellungnahme am Rande der Betriebsrätekonferenz in Bremen am 28.10.03 für den FB 9 zwar die Bereitschaft erklärt, über einen Beschäftigungspakt zu verhandeln, das der Presse vorgestellte Angebot der Telekom jedoch zurückgewiesen. Dafür sind folgende Gründe ausschlaggebend: 1. ver.di hat bei den Beteiligungsgesellschaften der Telekom gerade einen Tarifvertrag abgeschlossen, der zum Zweck des Ausschlusses betriebsbedingter Beendigungskündigungen eine Wochenarbeitszeitverkürzung mit Teil-Entgeltausgleich vorsieht. Kaum ist dieser Tarifvertrag in Kraft und wird mit Leben erfüllt, will die Telekom eine Wochenarbeitszeitverkürzung gänzlich ohne Entgeltausgleich durchsetzen. 2. Die Kolleginnen und Kollegen, die gecleart und in Vivento versetzt wurden, sind persönlich Leidtragende der Personalabbaupolitik der DT AG. Würden nun auch ihre Beschäftigungskonditionen und Entgelte verschlechtert, würden sie erneut Betroffene der verfehlten Personalpolitik der Telekom. Darüber hinaus würde ein solches Vorgehen den Charakter und die Funktion der Rationalisierungsschutzregelungen und der Vivento entscheidend negativ verändern. ver.di wird dies nicht hinnehmen. 3. Mit einer Absenkung der Ausbildungsquoten entzieht sich die Deutsche Telekom ihrer gesellschaftlichen Verantwortung, verspielt Zukunftschancen junger Menschen und riskiert mittelfristig, wieder einen Fachkräftemangel beklagen zu müssen. 4. Über viele Jahre hinweg leiden die Beschäftigten der Telekom unter einem wachsenden Arbeitsdruck, einem fortlaufenden Konzernumbau und einem Mangel an Stabilität im Konzern. Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes hat negative Auswirkungen auf die Motivation der Beschäftigten. Die Telekombeschäftigten mussten gleichzeitig erleben, wie zur Unzeit überteuerte Investitionen getätigt wurden, der Konzern einen Schuldenberg aufgetürmt hat und offensichtlich von einem Irrtum beim Aufbau der Konzernstruktur zum nächsten taumelt. Sie wollen mit einer Entgeltabsenkung nicht die Zeche für falsche Managemententscheidungen bezahlen. 5. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen bei der Deutschen Telekom sind jedoch bereit, zeitbefristet einen Beitrag zur Überwindung eines akuten Beschäftigungsproblems im Telekomkonzern zu erbringen. Deshalb wird im Rahmen einer Tarifpolitischen Konferenz die Frage von Arbeitszeitverkürzungen beraten. Der Fachbereichsvorstand wird am 13./14. November 2003 die weitere Vorgehensweise beraten und beschliessen. Um die entstandenen Schwierigkeiten in Vivento, weiteren Problemen für künftig "Geclearte" vorzubeugen, wird im Rahmen des tarifpolitischen Vorgehens erwogen, zeitbefristet den Weg einer Arbeitszeitverkürzung mit Teil-Entgeltausgleich ggf. mitzugehen. Zwingende Voraussetzung hierzu ist, dass: - damit der Ausschluss betriebsbedingter Beendigungskündigungen verbunden ist, - Schritte zum gewerkschaftlichen Ziel der 35-Stunden-Woche vereinbart werden, - eine nachweisbare unmittelbare Beschäftigungswirkung eintritt und - weitere arbeitsplatzvernichtende Maßnahmen unterbleiben. Darüber hinaus muss gelten, dass eine Verschlechterung vorhandener Entgelte und Konditionen unterbleibt. 6. Zur Überwindung der beschäftigungspolitischen Misere in der TK/IT-Branche und auch zur Überwindung der beschäftigungspolitischen Situation bei der Deutschen Telekom AG hat ver.di ein Perspektivenkonzept der Öffentlichkeit vorgestellt. Gefordert wird - eine beschäftigungswirksame Innovationspolitik, - eine Qualifizierungsoffensive in den betroffenen Unternehmen, - Bemühungen um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, - eine umsichtige Struktur- und Beschäftigungspolitk - eine Perspektiven schaffende Arbeitszeitinitiative. Die einzelnen Elemente des Perspektivenkonzeptes korrespondieren miteinander und bedürfen insgesamt der Erörterung mit den Arbeitgebern. Wir werden über unsere üblichen Publikationen über den Verlauf der Auseinandersetzung mit der Deutschen Telekom berichten und bitten, dieses Rundschreiben als erste Vorabinformation zu begreifen. Weitere Informationen können über unsere web-Seite www.verdi-tk-it.de abgerufen werden. Mit kollegialen Grüßen Lothar Schröder |