Kollege Jochen Schuk hat seine Rede vom 13.11. in Bonn zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt,
hier könnt ihr sie nachlesen. Danke

(Es gilt das gesprochene Wort)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

seit Monaten erleben wir Woche für Woche und Tag für Tag wie das Unternehmen Deutsche Telekom von einer negativen Schlagzeile zur anderen taumelt und wie sowohl der Vorstand als auch interessierte Kreise aus Politik und Wirtschaft und der Aufsichtsratsvorsitzende keinen Fettnapf auslassen um kräftig hineinzutreten und damit dem Unternehmen Schaden zuzufügen.

Schaden, den dann die Beschäftigten durch den Verlust ihres Arbeitsplatzes bezahlen sollen.

Was ist das für ein Vorstand der weit über 60 Milliarden an Schulden produziert und dann so tut als wenn sie wie das Wetter über ihn gekommen sind?

Was ist das für ein Vorstand der außer skurrilen Visionen nichts aber auch gar nichts entwickelt – dessen Visionen dann in immer seltsamere Umorganisationen münden die mittlerweile das Verfallsdatum eines Weißwürstchens unterbieten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das hat nichts mit der Verantwortung für zig tausende von Arbeitsplätzen zu tun das ist die Zockermentalität von Monopolyspielern und muss augenblicklich aufhören.

Aufhören muss auch die perfide Regulierung durch die neoliberalen Eurokraten in Brüssel und durch die – dem „Neoliberalismus“ hinterher rennenden deutschen Politikern, die die Regulierungsbehörde benutzen um ihr überkommenes Gedankengut umzusetzen und die Telekom „kaputt“ zu regulieren.

Ich sage es ganz deutlich:

Wer glaubt, dass durch die Vernichtung von zigtausenden von gut tarifierten Arbeitsplätzen auch nur annähernd gleich viele bei Konkurrenzunternehmen geschaffen werden hat die Realität der letzten Jahre verpennt.

Hier wird lediglich eine gewaltige Umverteilung von unten nach oben betrieben.

Die Telekom ist (hier zitiere ich Kurt van Haaren) im „Raubtierkapitalismus angekommen.

In der Gegend Deutschlands aus der ich komme haben wir Arbeitsplätze im Telekommunikationsbereich mit einem Stundenlohn so um die 3bis 4 € - wenn das das Ergebnis der neuen Zeit, der Globalisierung ist dann können wir Gewerkschafter gern darauf verzichten.

Das ist auch der Grund warum wir heute hier protestieren. Wir sind es nämlich leid, immer und ausschließlich die Schadensregulierung für das zu übernehmen was hoch bezahlte so genannte Führungskräfte anrichten.

Mittlerweile ist der Schaden so groß geworden dass über 50.000 Menschen bei der Telekom ihren Arbeitsplatz verlieren sollen.

50.000 Kolleginnen und Kollegen, die bis zum heutigen Tag über Jahre und Jahrzehnte bei dieser Deutschen Telekom treu und zuverlässig ihre Arbeit gemacht haben.

50.000 Arbeitsplätze bedeutet eine Betroffenheit rund 150.000 Menschen – das ist zusammengerechnet die Einwohnerschaft einer ganzen Stadt.

Und das wird nicht das Ende sein wenn wir uns nicht ganz entschieden wehren.

Herr Bundeskanzler – Herr Finanzminister – sie vertreten nach wie vor den größten Anteilseigner  - ich frage sie wie viele „Harzpapiere“ wollen sie eigentlich produzieren lassen, um diese Zahl von gefährdeten Arbeitsplätzen zu kompensieren?

Ich frage sie – wo stehen sie in dieser Angelegenheit?

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Wir solidarisieren uns ausdrücklich mit unseren Kolleginnen und Kollegen von der „MobilCom“ bei der ca. 6000 Arbeitsplätze übrigens nach dem gleichen Muster zum Opfer fallen sollen. Hier war der Kanzler sekundenschnell bereit sich einzuschalten  - na ja es war Wahlkampf – wir erwarten von Gerhard Schröder und Hans Eichel ein schnelles und konsequentes Handeln auch gegen den Aufschrei derjenigen Verbandsvertreter die bereits jetzt darauf lauern sich die Telekom als wohlfeilen Leckerbissen einzuverleiben.

Ich sage: wer  glaubt, sich zurück lehnen zu können und mit ruhiger Hand nichts zu tun – der darf sich nicht wundern wenn morgen die geballte Faust von ver.di an seine Tür klopft.  Dies gilt auch für die Opposition

Wir wollen keine Politik und keine Politiker mehr bei denen man den Eindruck hat dass die alte Bauernweisheit - die Tröge bleiben, nur die Schweine wechseln – zutrifft.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Nach allem was wir bis jetzt wissen, sollen im Westen etwa 22% der Arbeitsplätze im Bereich MVC abgebaut werden im Osten sollen es im Schnitt 33 bis über 44% sein. Hier vertraue ich weiter auf die Aussage des Arbeitsdirektors, Dr. Klinkhammer auf der Betriebsräteversammlung, dass  es ein Sonderopfer „Ost“ nicht geben wird.

Wir wollen kein Sonderopfer „OST“

Wir wollen kein Sonderopfer „Fläche – Ballungsraum.

Wir wollen überhaupt kein weiteres Opfer der Beschäftigten.

Wir werden im Übrigen genau darauf achten, dass kein Erbsenzähler uns am Ende die Zahlen schön rechnet.

 Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Wir beklagen im übrigen ein erstes Opfer des beabsichtigten Personalabbaus

Der Suizid unseres Kollegen Michael Ortleb nach dem Clearingverfahren macht deutlich, wie immer man auch darüber denkt – die Verharmloser (auch in unseren Reihen), haben bereits mit ihrer Arbeit begonnen um die Ver­antwortung für diesen Suizid Anderen bzw. dem Verstorbenen selbst zuzuschieben. - Es bleibt letztendlich die Tatsache, dass ein Mensch nicht mehr lebt weil er mit der Situa­tion die sein Arbeitsverhältnis prägt nicht mehr leben konnte.

 Wir müssen uns wieder verstärkt ins Bewusstsein  bringen, dass es bei den Vorgängen um die beabsichtigte Arbeitsplatzvernichtung nicht allein um Geld geht. Es geht auch um die Würde der Menschen – es geht darum das ein Mensch der viele Jahre und Jahrzehnte sein Können, sein Wissen und seine ganze Persönlichkeit in die Telekom eingebracht hat, einfach wie ein Ding verliehen oder noch besser abgeschoben werden soll, während die Verursacher dieses Gefühl niemals kennen lernen müssen. Wir müssen uns die Unmenschlichkeit des Neoliberalismus bzw. des ganz normalen Kasinokapitalismus immer wieder erneut vor Augen führen.

 Dieses Thema muss von jetzt an in jeder Betriebsversammlung vorne an stehen und die Geschäftsleitungen müssen so unter Druck geraten, dass sie nicht umhin kommen diesen Druck an die Zentrale weiter zu geben.

Auch werden erboste Wähler werden, da bin ich sicher, in großer Zahl den Hauptanteilseignern Gerhard Schröder und Hans Eichel entsprechende Briefe schreiben um sie zum Nachdenken anzuregen, denn Kolleginnen und Kollegen – man sieht sich im Leben mindestens zwei mal.

Heute sind hier über 5000 Menschen versammelt um zu protestieren – das ist ein zehntel der beabsichtigten Arbeitsplatzvernichtung. Wenn das nicht sofort aufhört, werden morgen möglicherweise die anderen Betroffenen hier vor der Tür stehen und protestieren.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

lasst uns gemeinsam nicht nachlassen in unserem Protest und weiterhin konsequent um unsere gefährdeten Arbeitsplätze kämpfen.